6 Uhr Wecker, 7 Uhr am Strand und um 10 Uhr mit breitem Grinsen im Büro.
Da für die nächsten Tage Flaute angesagt ist, war Freitagmorgen die vorerst letzte Möglichkeit das neue Kite-Directional mit Holz-Kork-Materialmix zu testen. Und das frühe Aufstehen hatte sich wirklich gelohnt.
Ruppige Kabbelwelle und starker Wind
Wie immer, wenn der Wind frisch auf West gedreht hat, waren die Wellen in Heidkate ziemlich ruppig. Das ändert sich erfahrungsgemäß nach einigen Tagen, aber bis dahin ist auf den ersten hundert Metern zwischen den Sandbänken teilweise Rodeo angesagt.
So nervig die Kabbelwellen auch sind, für den ersten Einsatz des neuen Directionals waren die Bedingungen eigentlich perfekt, da ich den Unterschied zwischen der klassischen Hollow-Wood-Konstruktion und meinem neuen Ansatz mit zusätzlichen Dämpfungselementen aus Kork austesten wollte.
Dämpfendes Kork
Normalerweise sind Hollow-Wood-Surfboards relativ steif. Dies liegt konstruktionsbedingt an den komplexen, inneren Rippengerüsten aus Sperrholz, die die exakte Form vorgeben und ist generell natürlich so gewünscht. Bei Surfboards und insbesondere Kite-Directionals wünscht man sich aber häufig mehr Dämpfung und Flex, um die Laufruhe zu erhöhen und die Landungen nach Sprüngen zu entschärfen. Das sorgt neben dem Komfort auch für bessere Kontrolle und steigert damit auch die eigene Performance, weil man viel aufmerksamer fahren kann.
Nach rund zwei Stunden auf dem Wasser, kann ich sagen, dass der neue Bauansatz diesbezüglich alle Erwartungen erfüllt hat. Und auch gehalten hat, was nicht selbstverständlich ist, wenn man stabile statische Holzteile durch „bröseliges“ Kork ersetzt.
Ich habe einen deutlichen Komfortgewinn zu meinen bisherigen Boards gespürt. Trotz der extrem ruppigen Bedingungen war das Kiten ziemlich entspannt. Die Nose wies überhaupt keine Tendenz zum Aufwippen auf und die Dämpfung im Standbereich war ziemlich komfortabel.
Für den starken Wind (über 20 Knoten) und die kleinen Wellen war das Board allerdings etwas überdimensioniert. Die Gleitfläche des 5,6ers ist aufgrund der parallelen Rails ziemlich groß und erzeugt viel Auftrieb – auch die Konkave im Unterwasserschiff wird ihren Anteil dazu beigetragen haben. Hier wäre ein 5,4er oder 5,2er noch etwas passender gewesen.
Vorläufiges Fazit
Ob die Konstruktion dauerhaft hält, muss sie in den nächsten Wochen noch beweisen. Aber ich bin vorsichtig optimistisch. Das Board hat keine Spuren vom ersten Einsatz und ich hatte auch nie den Eindruck, dass das Holzdeck knacksen oder einer Stelle nachgeben würde.
Ansonsten werde ich den Ansatz jetzt noch weiter verfeinern und versuchen das Gewicht noch zu reduzieren. Der Prototyp hat noch viele Sicherheitsreserven und wiegt 4,9 kg. 600 Gramm Einsparung sind auf jeden Fall noch drin, mit viel Glück auch ein Kilogramm.
Diese Bauweise und ein Gewicht von 3,9 kg wären ein Traum. Ich werde mal eine etwas kleinere Version bauen. Mal schauen, wie nah ich meinem Ziel komme.
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