Das Video von Insolit hatte mich vorletzte Woche wirklich neugierig gemacht. Wie fährt sich wohl so ein Directional, welches quasi kein Volumen besitzt?
Ich hatte zufälligerweise noch einen Stapel fertiger Paulownia-Leisten in der Werkstatt liegen und habe mir kurzerhand ein Board gebaut. Die Scoop-Rockerline und die Outline nahm ich von meinem neuen 5,4’er – der Rockertable war noch eingestellt…
Aufbau: Paulownia-Kork-Sandwich
Paulownia-Leisten sind hierzulande ein knappes Gut, womit man haushalten muss. Aus diesem Grund, und um vielleicht noch ein paar Gramm Gewicht zu sparen, habe ich den dreilagigen Rohling des Kiteboards mit einer mittleren Korkschicht gebaut.
Drei Schichten mit je sechs Millimeter Stärke, an den Rändern natürlich mit massiven Paulownia-Leisten verkleidet, damit der Kork kein Wasser zieht und man die Rails sauber profilieren kann.
Wie schon angedeutet, wurden die drei Lagen anschließend einfach auf dem bereits eingerichteten Rockertable verleimt.
Der Paulownia-Blank war danach rund zwei Tage auf dem Rockertable eingespannt. Ich wollte sicher gehen, dass der Leim absolut durchgetrocknet war und die möglichen Rückstellungen durch die natürliche Holzspannung minimieren. Der Gedanke ging auf – die Biegung blieb hundertprozentig erhalten.
Shape und Inserts
Die restliche Arbeit ging schnell von Hand. Leimreste entfernen und die Flächen sauber verschleifen. Anschliessend den 5,4’er auf den Rohling legen, Outline nachzeichnen und mit der Stichsäge sauber ausschneiden. Das „Shapen“ der dünnen Rails war in halben Stunden erledigt.
Fingerspitzengefühl war hingegen beim Einfräsen der FCS-II-Finnenkästen gefragt. Die Finnen-Plugs sind 16 Millimeter dick. Bei einer Brettstärke von insegsamt 18 Millimetern, die durch das vorherige Schleifen sicher auch nicht dicker wurde, war dieser Arbeitsschritt ziemlich nervenaufreibend. Aber bei fünf Finnenkästen stellte sich dann irgendwann auch die Routine ein.
Das Shapen der eckigen Diamond-Nose und das Fishtail setzen noch etwas Sorgfalt voraus. Zu schnell hat man die Ecken rund geschliffen. Insgesamt hat der Bau jedoch keine 16 Stunden gedauert. An einem Wochenende wurde das neue Surfboard locker fertig.
Finish mit Yachtlack
Etwas zeitaufwendiger war die Versiegelung. Bei einem massivem Board benötigt man wirklich kein Glasfaserlaminat. Hier kann nirgendwo ein Leck entstehen, und das Eigengewicht ist so gering, dass auch ein Ablegen auf hartem Untergrund nicht sofort bleibende Druckstellen hinterlässt.
In diesem Sinne habe ich das Board mit rund 4 Schichten eines Yachtlacks auf Leinölbasis versiegelt. Jeden Tag eine Schicht und am folgenden Wochenende war das neue Spielzeug einsatzbereit.
Erste Fahreindrücke
Am Sonntag hatte das neue Surfboard am Kieler Westufer in Grönwohld seine Premiere. Stark böiger Wind aus Ost mit durchschnittlich 20 Knoten und eine kleine, aber in Ufernähe teilweise sauber brechende Welle waren eigentlich optimal, um das dünne 5,4’er zu testen.
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, war das Fahren verblüffend unkompliziert. Wenn das Board in normaler Fahrt ist, spürt man quasi kaum einen Unterschied zu einem „volumiösen“ Wellenreiter. Vielleicht fährt man etwas mehr über das Rail, vielleicht lehnt man sich etwas mehr raus, aber generell sind keine Nachteile beim An- und Durchgleiten zu spüren.
Im Gegenteil, der Fahrkomfort nimmt eher zu, da das dünne Board flext und nervige Kabbelwellen einfach wegfedert. Das Strapless-Springen (ich bin diesbezüglich gerade sehr engagiert am Üben ;-) ) ist deutlich einfacher als mit normalen Surfboards, was natürlich durch das geringe Gewicht und die große Surfbrett-Fläche begünstigt wird. Und im Zweifelsfall greift man das Board einfach an der dünnen Kante. Die gefräste Nut gibt zusätzlichen Halt.
Der Nachteil des fehlenden Volumens macht sich erst beim Abreiten von Wellen bemerkbar. Man kann eben nicht den Druck aus dem Schirm nehmen und auf die beste Welle im Set warten. Man muss immer in Bewegung bleiben, immer Druck im Schirm haben.
Aber das ist nicht schlimm, einfach nur anders. Ich bin sehr gespannt, wie der Unterschied im direkten Vergleich mit dem schwarzen, voluminösen 5,4’er ausfällt. Fortsetzung folgt!
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