Von einem asymmetrischen Surfboard träume ich, seitdem ich 1988 mit dem Windsurfen begonnen habe. Damals surften die Cracks auf Hawaii alle mit kurzen Asymmetricals der Edelmarke Hi-Tech.
Im Wellenreiten sieht man die exotischen Shapes in letzter Zeit wieder vermehrt. Nachdem ich längere Zeit gehadert habe, ob Asymmetrie beim Kitesurfen sinnvoll ist, hat die Neugier dann doch die Oberhand gewonnen.
Das Ergebnis ist fast fertig – ein 5,5’er Asymmetrical im exotischen Parallelogramm-Design.
Asymmetrie – was bringt das?
Um die Theorie einmal kurz auf den Punkt zu bringen – jeder Mensch hat eine Schokoladenseite. Bei den Händen gibt es Links- und Rechtshänder. Beim Wellenreiten oder Snowboarden spricht man von Regular (linker Fuß vorne) oder Goofy (rechter Fuß vorne).
Beim Fahren ist es ganz natürlich, dass man sich eher stark nach vorne legt. Beim Zurücklehnen nach hinten ist man generell vorsichtiger. Das dürfte einerseits mentale Gründe haben, andererseits anatomisch bedingt sein. Beim Nachvornelehnen (Frontside) sieht man alles und besitzt mehr Kontrolle, beim Nachhintenlehnen (Backside) verdreht man den Körper und schaut ungünstig über die Schulter in die Fahrtrichtung. Deswegen fährt man backside vorsichtiger und nicht so dynamisch wie frontside.
Um dieser Einschränkung entgegen zu wirken und die schwächere Backside zu unterstützen, macht man Surfboards auf dieser Seite kürzer – sprich wendiger.
Das ist natürlich stark vereinfacht. Erfahrene Shaper variieren zusätzlich auch noch die Scoop-Rockerlines der beiden Seiten und passen auch die Outline sowie Finnengrößen und -positionierung entsprechend an.
Aber grundsätzlich geht es darum, ein ausgewogenes Surfbrett zu entwickeln, welches dieses mentale und anatomische „Handicap“ ausgleicht.
Asymmetrie beim Kiten
Auf den ersten Blick macht es keinen Sinn, da man beim Kitesurfen auf beiden Seiten fährt. Es gibt kein Regular und Goofy.
Wenn man allerdings häufig an den gleichen Stränden und unter ähnlichen Bedingungen surft, und sich einfach mal den Luxus erlaubt, dann könnte es doch Vorteile bringen.
Wir haben in Kiel beispielsweise die besten Wellen bei starkem, mehrtägigem Ostwind. Dann bauen sich die Wellen immer größer auf. Am Kieler Ostufer laufen dann große Dünungswellen rein, die Wellen beginnen an den Steinbuhnen zu brechen und man kann sie von rechts nach links abreiten.
Für exakt diese Bedingungen ist das asymmetrische Directional gedacht. Das Tail ist auf der linken Seite kürzer, so dass die Backside unterstützt wird, wenn man (mit dem Rücken zum Strand) die Wellen von rechts nach links abreitet. Die Parallelogramm-Outline soll dafür sorgen, dass die notwendige Fläche beibehalten wird und die Gleiteigenschaften nicht leiden. Die relativ langen Channels im Unterwasserschiff sollen zusätzlich das Höhelaufen unterstützen. damit man schnell nach dem Höheverlust durch das Wellenabreiten, wieder zum Ausgangspunkt zurück kommt – und die nächste Welle nehmen kann.
Soviel zur Theorie, ich bin sehr gespannt, wie sich so ein asymmetrisches Surfboard fährt. Insbesondere wenn man Backside auf der längeren Seite fährt. Ist es dann eventuell sogar ein Nachteil?
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