Wer meine Artikel regelmäßig liest, kennt mein zwiespältiges Verhältnis zu Epoxy und Glasfaser.
Mit einem Glasfaserlaminat bekommt man alles problemlos dicht, es ist relativ druckfest und man ist bei der Materialauswahl nicht eingeschränkt. Und das Finish eines Glasfaserlaminats ist nach dem Polieren auch eine Augenweide. Viele gute Gründe sprechen für das Laminieren und deswegen verwenden auch gefühlt 99,9% aller Selbstbauer Glasfaser beim Bau ihrer Holzsurfbretter. Und auch ich lasse mich manchmal verführen und nehme den sicheren, bequemen Weg.
Aber seien wir ehrlich, Glasfaser und Epoxidharz sind echter Schweinekram. Das Zeug ist gesundheitsschädlich, allergieauslösend und letztendlich Sondermüll. Eigentlich spricht alles gegen die Verwendung. Speziell bei einer naturverbundenen Leidenschaft wie dem Surfen.
Bio-Epoxy – nur der halbe Weg
Beim Laminieren des neuen Mini Malibus, kamen mir wieder Zweifel, was ich da eigentlich mache. Komplett eingepackt mit Maleranzug, Nitril-Handschuhen und dicker Atemschutzmaske stand ich in der Werkstatt und wurde mir der Absurdität der Situation bewusst, als ich mein „Bio-Epoxy“ auf der Holzoberfläche verteilte. „Bio“ bedeutet in diesem Fall leider nur, dass 50% der Bestandteile aus nachwachsen Rohstoffen sind, der Rest ist weiterhin Petrochemie und die Anwendung ist fast genauso heikel wie beim üblichen Epoxidharz. Spätestens beim Verbund mit Glasfaser ist man dann wieder beim Thema Sondermüll.
Ich verwende bisher trotzdem Bio-Epoxy, weil ich die Hersteller damit unterstützen möchte und hoffe, dass sie ihre Produkte weiter entwickeln und irgendwann ein Harz anbieten können, welches komplett aus nachwachsen Rohstoffen gewonnen wird und abbaubar ist. Seit drei Jahren tut sich diesbezüglich leider nichts.
Im Augenblick stapeln sich bei mir leider Projekte, die ein Laminat benötigen. Es hat sich irgendwie so entwickelt und ich muss zugeben, dass meine Motivation darunter etwas leidet. Wahrscheinlich wären die neuen Boards schon längst fertig, aber ich schiebe es vor mir her und die Trocknungszeiten tragen auch natürlich auch noch ihren Teil dazu bei.
Den Mini Malibu und den Modern Fish, die ich mit Bead&Cove-Rails gebaut habe, werde ich gezwungenermaßen mit Laminat fertigstellen. Auch beim Allround-SUP und meinem Langzeitprojekt, dem Touring-SUP, werde ich noch Epoxy verwenden. Aber danach werde ich wieder mit alternativen Materialien experimentieren.
Bei meinen Shortboards hat sich die Versiegelung mit Yachtlack als ausreichend bewährt. Man muss generell etwas vorsichtiger mit den Oberflächen umgehen, aber die Wasserdichtigkeit und auch die Strapazierfähigkeit durch regelmäßiges Wachsen waren durchweg gegeben.
Die Herausforderung besteht bei größeren Surfbrettern und SUPs, bei denen das Eigengewicht eine gewisse Grenze übersteigt. Hier ist die Druckfestigkeit von Yachtlack leider nicht ausreichend. Jede Muschel am Strand hinterlässt bleibenden Eindrücke und ein Transport ohne Boardbag ist nahezu ausgeschlossen.
Was tun?
Und den Standbereich könnte man standardmäßig mit einem schönen Kork-Deckpad belegen.
Ein anderer Ansatzpunkt sind die Yachtlacke. Ich habe viel im Internet recherchiert und mittlerweile weitere Anbieter von – mehr oder weniger – umweltfreundlichen Produkten gefunden. Hier werde ich demnächst einmal kleine Mengen bestellen und an Probestücken testen.
Eine Maßnahme ist konstruktiver Holzschutz. Dies bedeutet beispielsweise an den kritischen Stellen (Nose, Tail, Rails) gezielt härtere Hölzer zu verwenden.
Letztendlich kann man natürlich auch noch mit den Materialien der Grundkonstruktion experimentieren. Kork hat definitiv viel Potential. Flachsfaser hat sich zur Verstärkung der Decks schon bewährt.
Das Holz ist eine echte Herausforderung. Paulownia ist schon ziemlich perfekt. Es ist leicht, wasserfest und nimmt auch kaum Wasser auf. Allerdings ist es sehr druckempfindlich und – das ist wohl der größte Nachteil – sehr schwer zu beschaffen. Die Paulownia-Platten aus dem Baumarkt stammen von chinesischen Plantagen und ihr Qualität ist leider häufig bescheiden (Spachtel, geflickte Stellen, Pilzflecken). Heimische Hölzer wie Birke, Esche und Pappel sind schwerer aber auch stabiler. Vielleicht kann man das Mehrgewicht konstruktiv ausgleichen?
Ich bin überzeugt, dass der Surfbrettbau auch ohne Epoxy und Glasfaser möglich ist. Die klassischen Verbundstoffe sind entwicklungsmäßig eine Sackgasse. Innovation sieht anders aus.
In diesem Sinne habe ich mir vorgenommen, in diesem Jahr ein paar neue Dinge auszuprobieren. Zwei neue, völlig unterschiedliche Bauansätze habe ich schon konkret geplant. Ob sie funktionieren werden, ist nicht sicher. In einem Fall ist es tatsächlich sogar extrem unwahrscheinlich. Aber sicher ist, dass ich dabei wertvolle Erkenntnisse gewinnen werde. Manchmal muss man das Scheitern einfach fest einkalkulieren. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Das war nun ziemlich viel Epoxy-Bashing. Was sind eure Gedanken zu diesem Thema?
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