Mein Freund Ollo besitzt ein altes Shortboard, mit dem er viele schöne Erinnerungen verbindet und an dem er sehr hängt. Mit einer Größe von 6,0′ ist es jedoch ziemlich radikal und benötigt schon ordentliche Wellen, um es nutzen können. Da man auch nicht jünger wird, liegt der kleine Stick (Anmerkung: So nennen Wellenreiter offenbar liebevoll ihre kleinen Boards…) nun schön lange im Regal und setzt Staub an.
Ollo kam nun mit dem Wunsch auf mich zu, ihm ein etwas größeres Board mit ähnlichem Shape zu bauen. Und voilá, hier ist es.
Hollow-Wood-Gerüst plus EPS-Kern
Bei der Planung dieses Surfbretts habe ich diesmal einen anderen Ansatz verfolgt, da ich den alten Shape möglich identisch übernehmen und gleichzeitig die Wiederstandsfähigkeit eines Schaumkerns haben wollte.
Da es mir zu heikel war, einen EPS-Blank frei zu shapen bzw. mir die Erfahrung fehlt, passende Schablonen zu bauen, habe ich einen etwas unkonventiellen Weg bei der Planung gewählt.
Die wichtigsten Parameter wie Scoop, Rocker, Dicke und Railstärken habe ich vom Original abgenommen und dann in Shape3D nachgebaut. Im Programm habe ich dann das Modell proportional vergrößert, wobei ich darauf geachtet habe, dass die Rails ähnlich blieben, damit das Board den gleichen Kantengriff wie das Vorbild bekommt. Außerdem habe ich noch zusätzlich eine optionale Quad-Finnenoption ergänzt, was ich bei einem Surfbrett dieser Breite immer als interessante Variante empfinde.
Mit der Hollow-Wood-Exportfunktion habe ich mir dann ein filigranen Rippengerüst mit Solid-Rails ausgeben lassen. Filigran bedeutet extrem leichtes 3mm Pappelsperrholz.
„Shapen nach Zahlen“
Das Gerüst gab nun exakt das Volumen des Blanks vor, den ich im nächsten Schritt mit passenden zugeschnittenen EPS-Blöcken (Abfälle eignen sich perfekt dafür!) ausfüllte. Dann noch vorsichtiges Verschleifen der eckigen Schaumklötze und der Kern war fertig.
Der Prozess fühlt sich etwas wie das „Malen nach Zahlen“ aus Kindertagen an, da man quasi nur die Holzrippen nachfährt und nicht frei agiert. Aber das Wissen, dass die Form hinterher 100% dem geplanten Modell entspricht, gibt eine völlig neue Planungssicherheit. Vielleicht werde ich auch zukünftig diesen Weg wählen, wenn ich bestehende Shapes optimiere und in Detail verfeinere.
Der Rest ist Handwerk
Ansonsten alles wie immer – die Decks im Vakuum oben und unten aufleimen, Tail anpassen und abschließend noch die Rails aufleimen, die aus je vier Streifen Massivholz bestehen. Für den inneren Streifen habe ich aus Kontrastgründen Mahagoni gewählt, was im Zusammenspiel mit dem Mahagoni-Tail, die klassische Outline des Wellenreiters betont.
Der Wellenreiter ist nun fertig und wartet auf seinen ersten Einsatz. Wegen Corona kann es allerdings noch etwas dauern – in der Ostsee haben wir leider keine passenden Wellen…
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