Wie bereits angekündigt, folgt hier der erste von zwei neuen Bauansätzen. Ausgangspunkt ist der Wunsch ein Surfbrett aus Holz ohne Glasfaser und Epoxidharz zu bauen.
Beim ersten Experiment möchte ich ein leichtes, einheimisches Holz verwenden – Fichte.
Fichtenholz – einheimisch, günstig und leicht
Die leichtesten, einheimischen Hölzer sind Fichte und Tanne. Die Holzarten sind in jedem Baumarkt in zahlreichen Formaten erhältlich. Teilweise als Mischware, da Eigenschaften und Aussehen sehr ähnlich sind.
Optisch erinnert Fichtenholz stark an ein schwedisches Möbelhaus. Kann man mögen, muss man nicht. Im Vergleich zum extrem strukturlosen Paulownia-Holz sieht man aber, dass es sich wirklich um Holz handelt. Paulownia wirkt häufig etwas künstlich und gewinnt erst bei der abschließenden Lackierung seinen Holz-Charakter.
Rohdichten von Holz
Balsaholz: 0,10 – 0,13 g/ccm
Paulownia: 0,26 – 0,31 g/ccm
Fichte: 0,43 g/ccm
Tanne: 0,43 g/ccm
(Weiß-)Pappel: 0,46 g/ccm
Birke: 0,57 – 0,63 g/ccm
Eiche: 0,64 – 0,71 g/ccm
Quelle: Holzwurm-Page
Wie man anhand der Rohdichten erkennen kann, ist Fichte rund ein Drittel schwerer als Paulownia. Die Herausforderung wird deswegen hauptsächlich darin bestehen, die Konstruktion möglichst filigran zu gestalten.
Versiegelung auf Leinölbasis
Das massive Fichtenholz des Surfboards möchte ich später mit Leinöl tiefengrundieren und anschließend mit mehreren Schichten eines Yachtlacks auf Leinölbasis versiegeln.
Die Versiegelung dürfte das geringste Problem sein, da ist dies auch schon bei anderen Boards erfolgreich umgesetzt habe. Die Tiefengrundierung dient als Schutz für Fälle, bei denen die Lackschicht beschädigt wird und Wasser potentiell eindringen könnte.
Chambered Surfboard
Bei Hollow-Wood-Bauweise konstruiert man Surfbretter. Bei der Chambered-Bauweise shapt man einen Holzblock und höhlt ihn später aus.
Für mich ist der Ansatz völlig neu. Aber ich muss sagen, dass es Spaß macht, einfach so drauflos zu arbeiten.
Ich hatte mir im CAD-Programm vorab nur zwei Schablonen für die Scoop-Rocker-Line sowie die Outline vorbereitet. Bei der Form entschied ich mich für einen Fish-Shape. Zum einen, weil ich bisher noch nie einen klassischen Fish-Shape gebaut habe, zum anderen, weil die Form gut zum Fichtenholz passt. 100% Old School.
Um ganz ehrlich zu sein – die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit dem massiven Fichtenholz ein Endgewicht unter fünf Kilogramm erreiche, ist sehr gering. Insofern wird das Surfbrett voraussichtlich als Deko-Objekt im Büro enden. Und als Deko macht sich ein Fish auch besser als ein Vanguard.
Freestyle-Shapen
Zuerst habe ich mir im Baumarkt sieben Kanthölzer (200 x 70 x 12 cm) besorgt. Schon beim beladen des Autos schwante mir, was auch mich zukommen würde.
Gesamtgewicht: 49,7 kg
Die Kanthölzer längte ich auf 1,80 m ab und hobelt die seitlichen Flächen teilweise noch einmal sauber nach.
Gesamtgewicht: 42,0 kg
Anschließend profilierte ich die Kanthölzer anhand der vorbereiteten Rockerline-Schablone an der Bandsäge und leimte sie fest zusammen.
Gesamtgewicht: 21,7 kg
Dann begann der Spaß! Glücklicherweise war das Wetter gut und ich konnte im Freien shapen. Es ist unglaublich, wie viel Dreck entsteht, wenn man drei Stunden lang an einem Holzblock schleift und hobelt. Der komplette Hof war mit einer feinen Staubschicht bedeckt. Bei nächsten Mal werde ich darauf achten, dass der Wind aus der richtigen Richtung kommt…
Nachteilig wirken sich die starken Äste bei der Bearbeitung aus. Das war etwas nervig. Insbesondere wenn man mit einer weichen Schleifscheibe arbeitet, bleiben die Äste als Erhöhungen stehen. Man muss also immer wieder mit einer festen, planen Schleifscheibe nachgehen und dabei darauf achten, dass man sich die schönen Rundungen nicht wieder verhunzt.
Vorläufiger Endstand des fertigen Holz-Blanks.
Gesamtgewicht: 15.4 kg
Vom Zwischenergebnis bin ich ziemlich begeistert. Der kleine Fish ist ein echter Handschmeichler geworden. Das Holz fühlt sich toll an und die Formen sind sehr harmonisch. Ich werde vielleicht noch zum Bildhauer. ;-)
Im nächsten Schritt werde ich den Holz-Blank in Längsstreifen zersägen und die Einzelteile aushöhlen. Danach wird er wieder verleimt und bekommt sein Finish. Soweit der Plan.
Die klamme Frage lautet nun, ob ich es im nächsten Schritt schaffen werde, über zehn Kilogramm Holz aus dem Rohling heraus zu holen. Es stellt sich auch noch die Frage, wie sich das Massivholz langfristig verhält. Wie stark wird es arbeiten, wird es in der Sonne reißen?
Ist die ganze Idee völlig absurd? Bei aller Euphorie über den kleinen Fish bin ich trotzdem zwiegespalten, was die langfristige Alltagstauglichkeit angeht. Was denkt ihr?
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