Ein weißes Blatt Papier. Traum und Qual zugleich. Der erste Schritt ist der schwerste. Danny Hess gibt letztendlich den entscheidenden Impuls.
Die Gretchenfrage – Twintip oder klassisches Surfbrett – ist die schwierigste. Vor allem wenn man an der Ostsee lebt. Gute Wellen sind selten, mit dem Twintip hat man deutlich mehr gute Tage auf dem Wasser. Der Kopf sagt Twintip, der Bauch tendiert zum Directional. Nach zwei Kitejahren, die jeweils mit geprellten Rippen endeten, gibt es ein weiteres schlagkräftiges Argument für den klassischen Wellenreiter. Die weitere Planung folgt der Devise – lieber langgezogene Bottom Turns anstatt riskante Kiteloops. Und vielleicht ab und zu ein Oldschool Tabletop.
Beim Surfen nach Inspiration und Selbstbautipps, eilt schließlich der Zufall zu Hilfe und offenbart sich in Form der Surfboards des kalifornischen Shapers Danny Hess.
Danny verfolgt einen nachhaltigen Ansatz und baut seine Wellenreitbretter aus recycelten EPS-Blanks, die er komplett mit Holz ummantelt. Gestaltprägendes Element seiner Boards sind die massiven Rails, die er aus Pappelsperrholz und Kork schichtverleimt. Diese tragen dabei nicht nur als Stringer-Alternative zur Stabilität bei sondern schützen auch die empfindlichen Kanten der Surfboards. Die Deckflächen der Boards werden mit Holzfurnier beschichtet, die neben einer edlen Optik zusätzlichen Schutz gegen Dellen bieten und es ermöglichen den Einsatz von Glasfasermatten zu reduzieren.
In der Summe entstehen so wunderschöne, einmalige Surfboards, die deutlich haltbarer und umweltfreundlicher sind als Boards in üblicher Industriebauweise mit Schaumkern und mehreren Glasfaserlagen. Die aufwendige, handwerkliche Bauweise und der Einsatz des vergleichsweise teureren Materials haben natürlich auch ihren Preis – und führen zu einem etwas höheren Gesamtgewicht. Aber diese Nachteile verblassen vor den Ergebnissen.
So soll es auch aussehen – mein erstes Surfboard.
Hollow Wood Bauweise
Langsam werden die Vorstellungen konkreter. Massive, formverleimte Kanten aus Kork und Pappelsperrholz, edles Furnier für die Decks und für die Wasserdichtigkeit eine dünnes Glasfaserlaminat als Abschluss. Nur der Schaumkern macht Bauchschmerzen. Nicht nur, dass Surfblanks schwer zu beschaffen sind, auch die Umweltbilanz von aufgeschäumten EPS-Kernen ist katastrophal. Und auch recycelte EPS-Blanks stellen keine echte Alternative dar, halten sie doch den Produktionskreislauf und dienen den Produzenten als willkommenes Feigenblatt.
Die Lösung findet sich schliesslich in der internationalen Wellenreitszene. Vor allem in den USA und Australien existieren lebendige Selbstbau-Communities, die rege ihr Wissen austauschen und regelmäßig Festivals veranstalten. Eine sehr verbreitete Bauweise ist die sogenannte Hollow Wood Konstruktion, bei der anstatt eines Schaumkerns ein Sperrholzgerüst dem Surfbrett die notwendige Form und Stabilität gibt. Die Komplexität der Konstruktion erhöht dabei eher noch den Reiz. Einziger Nachteil – auch bei dieser Art der Holzkonstruktion kann auf eine abschließende Glasfaserschicht nicht verzichtet werden, um die notwendige Wasserdichtigkeit zu erreichen.
Nachdem Boardtyp und Grundkonstruktion nun festgelegt sind, geht es an die konkrete Planung des Kiteboard-Shapes.
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