Jedes Mal, wenn ich unser APTITLIG-Schneidebrett von IKEA in der Küche benutze, muss ich daran denken, dass das stäbchenverleimte Bambusholz eigentlich viel zu schade ist, um es mit dem Messer zu malträtieren. Das widerstandsfähige und wasserfeste Holz würde, als Finne unter einem Surfbrett montiert, doch eine viel bessere Funktion erfüllen.
Von diesem Gedanken getrieben, shapte ich am Wochenende kurzerhand aus einem Schneidebrett zwei SUP-Touring-Finnen. Fazit vorab – es war erstaunlich einfach.
Herstellung der Finnen-Rohlinge
Für den Anfang benötigt man ein APTITLIG-Schneidebrett für günstige 9,99 €. Bei einem Maß von 45 cm x 28 cm kann man leicht zwei SUP-Finnen aus einem Schneidebrett herstellen.
Das Vorbereiten der Rohlinge geht sehr schnell. Zuerst überträgt man die Outline einer vorhandenen Finne – oder einer CAD-Zeichnung – grob auf das Holzbrett. Anschließend schneidet man die Bretter grob zu und hobelt sie auf die erforderliche Stärke herunter. Glücklich ist der Selbstbauer, der eine Hobelmaschine besitzt, mit einem Elektrohobel kann man solche handlichen Formate jedoch auch gut ausdünnen.
Bei Standard US-Finnenkästen beträgt die Stärke ungefähr 9 Millimeter, sie variiert jedoch von Hersteller zu Hersteller. Also vorher unbedingt nachmessen, damit die Finne später nicht wackelt.
Bei einem SUP ist ein dünnes Finnenprofil (nicht dicker als Basis) ausreichend, da die Querkräfte minimal sind. Zugleich bietet es weniger Widerstand im Wasser.
Im nächsten Schritt wird die Outline genau mit Stich- oder Bandsäge ausgeschnitten. Mögliche Ungenauigkeiten werden nachfolgend einfach verschliffen. Das Ergebnis gibt schon einen ersten euphorisierenden Vorgeschmack auf das spätere Endprodukt.
Shapen des Profils und Endbehandlung
Bis zu diesem Punkt ist Arbeit sehr simpel, bei der anschließenden Profilierung ist jedoch Fingerspitzengefühl erforderlich.
Geduld ist gefragt! Lieber feinere Körnungen verwenden und länger schleifen als grobes Schleifpapier, welches Riefen im Rohling hinterlässt und keine Korrekturen zulässt.
Die größte Herausforderung beim Schleifen des Finnenprofils ist die Symmetrie. Um einen Anhaltspunkt zu erhalten, wo die Scheitelpunkte der beiden Finnenseiten liegen, muss vorab die Mitte genau markiert werden. Hier ist der Einsatz eines Streichmaßes von Vorteil, mit dem man die Stirnseiten leicht vorritzen kann. Zur besseren Kennzeichnung kann die Markierung zusätzlich mit einem Bleistift nach gezeichnet werden.
Und nun beginnt die Kunst. Mit Schwingschleifer, Flexaufsatz, Schleifklotz und Holzfeile wird der Rohling immer abwechselnd beidseitig bearbeitet. Millimeter um Millimeter.
Dabei muss man besonders beim vorderen Profil aufpassen, da hier nur wenig abgetragen werden muss. Hinten dauert es etwas länger und man kann sich schrittweise gut an die Ausdünnung heran arbeiten.
Der Einsatz eines drehbaren Schraubstocks mit Kugelgelenk ist beim Arbeiten von Vorteil, da man die Finne aus allen Positionen heraus bearbeiten kann. Beim Fixieren des Finnen-Rohlings im Schraubstock sollte man die Basis beidseitig durch Holzleisten schützen, damit man nicht versehentlich die scharfen Kanten beschädigt.
SUP-Finne – Fazit nach zwei Stunden
Von der Qualität des Endprodukts bin ich selbst überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass die Profilierung per Hand so gut gelingen würde. Dies gilt insbesondere, da es die erste Finne ist und der zeitliche Aufwand mit knapp zwei Stunden sehr überschaubar war.
Das Einbrennen des Logos auf dem runden Profil ist eine Kunst für sich. Auf den Fotos sieht man die gelungenere Seite… ;-)
Die Stabilität der Bambus-Finne ist selbst in diesem rohen Zustand erstaunlich. Biege- und Flexversuche mit der Hand steckt sie klaglos weg. Auf ein zusätzliches Laminat kann man verzichten.
Nun fehlt nur noch ein passender Metallstift (5 Millimeter) für die Fixierung der Finne in der US-Box. Damit die Finne auch kurzen Bodenkontakt beim Überqueren von Sandbänken und beim Transport klaglos überstehen kann, wird sie abschließend mit Bio-Epoxy versiegelt.
Das war definitiv nicht die letzte Finne! Als nächstes Projekt gibt ein Satz Quad-Finnen für das neue Kite-Hybrid.
PS.: Ich habe natürlich auch einmal nachgeforscht, wo IKEA das Bambus-Holz her bezieht. Die Informationen sind erwartungsgemäß spärlich, aber zumindest findet man den Hinweis, dass das IKEA 2013 das Volumen von Hölzern aus nachhaltiger bewirtschafteten Quellen, d.h. recyceltes Holz und Hölzer aus Wäldern, die vom FSC zertifiziert wurden, von von 22,6% auf 32,4% gesteigert hat. Bis 2017 möchte man 50% erreichen.
Bis zu 100% ist es noch ein langer Weg. In jedem Fall stellt eine Finne mit Bambus-Kern jedoch eine umweltfreundlichere Alternative zu Finnen aus GFK oder CFK dar.
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